zurück zur Übersicht

Demenz-Erkrankung: Ein Ratgeber für Angehörige

Lesezeit: 7 Minuten

Vielleicht kennen Sie das auch: Eben wollten Sie sich noch einen Tee machen. Doch im nächsten Moment haben Sie ihn schon nicht mehr im Kopf. Das Gleiche passierte auch mit dem Arzttermin, der letzte Woche vergessen wurde. Mit zunehmendem Alter treten Gedächtnisprobleme häufiger auf. Das ist ganz normal. Experten sprechen hier von einer Alterserscheinung. Doch wie unterscheidet sich normale Vergesslichkeit von einer möglichen Demenz-Erkrankung?

Ältere Dame greift sich verzweifelt an den Kopf

Inhaltsverzeichnis

Was ist Demenz eigentlich?

In Deutschland leben zurzeit circa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Tag für Tag werden um die 900 Fälle diagnostiziert. Doch was genau bedeutet Demenz eigentlich?

Demenz ist ein Oberbegriff für die krankhafte Veränderung des Gehirns. Mit der Zeit kommt es zum Verlust bestimmter kognitiver Funktionen. Dazu zählen unter anderem die Fähigkeit, sich zu orientieren, sich zu konzentrieren und zu lernen. Im Verlauf können auch emotionale und soziale Fähigkeiten abnehmen. Ebenso wie Sprache, Motorik und das allgemeine Denkvermögen.

Mit der Diagnose beginnt für Betroffene und Angehörige eine Zeit der Unsicherheit und der Fragen:

  • Wie verhalte ich mich nun richtig?
  • Was kann ich einer dementen Person zutrauen?
  • Was traue ich mir selbst zu?
  • An welchen Stellen benötigen wir Unterstützung?

Wir haben mit Sozialverbänden, Betroffenen und Angehörigen gesprochen und die hilfreichsten Antworten für Sie zusammengestellt.

Welche Formen von Demenz gibt es?

Die Medizin unterscheidet hauptsächlich zwischen primärer und sekundärer Demenz. Bei einer primären Demenz liegt die Ursache direkt im Gehirn. Hier werden häufig die Begriffe Demenz und Alzheimer vermischt.

Die Alzheimer-Krankheit macht etwa 60 Prozent aller primären Demenzfälle aus. Der Abbau von Nervenzellen im Gehirn führt dazu, dass die Gehirnleistung allmählich nachlässt. Weltweit sind rund 24 Millionen Menschen davon betroffen.

Eine sekundäre Demenz wird häufig durch Medikamente oder vorhergehende Krankheiten ausgelöst. Hierzu zählen unter anderem Depressionen, Alkoholismus oder auch Vitamin-Mangel.

Ist Demenz vererbbar?

Die Sorge um den Angehörigen kann auch die Sorge um die eigene Gesundheit erhöhen. Denn es gibt Formen der Demenz, die vererbbar sind. Wie zum Beispiel die Alzheimer-Krankheit. Diese Fälle sind jedoch selten und machen vergleichsweise nur einen kleinen Prozentsatz aus.

Viele Faktoren spielen bei Demenz eine Rolle. Dazu zählen das Alter, der eigene Lebensstil, eine ausgewogene Ernährung, ihr Gesundheitszustand und verschiedene Umweltfaktoren.

Was tun, wenn ich bei mir oder einem Angehörigen eine Demenz-Erkrankung vermute?

Gerade im stressigen Alltag vergisst man manchmal etwas. Das ist uns allen schon passiert. Doch nimmt das Vergessen überhand, kann es sich lohnen, genauer hinzusehen. Hier finden Sie einige Hinweise für sich und Ihren Angehörigen.

Gedächtnislücken

Haben Sie in letzter Zeit öfter vergessen, den Herd auszustellen? Oder wichtige Termine verpasst? Das könnte auf eine Erkrankung hinweisen. Es ist jedoch wichtig, zwischen normaler, altersbedingter Vergesslichkeit und einer Krankheit zu unterscheiden. Nehmen wir an Sie, haben einen Termin vergessen. Aber dass es den Termin gab, ist Ihnen wieder eingefallen? Das ist uns allen schon einmal passiert!

Wortfindungs-Störung

Ihnen fehlt häufiger mal ein Wort mitten im Satz oder Sie benutzen Wörter, die gar nicht in den Satz passen? Oder Ihnen fällt es schwer, Gesprächen zu folgen oder den Inhalt wiederzugeben? Dies könnten Anzeichen für eine beginnende Demenz-Erkrankung sein.

Ältere Frau, die mit einem Kuli etwas auf ein leeres Blatt Papier schriebt

Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme

Frühling, Sommer, Herbst und Winter – was eigentlich selbstverständlich war, kann nicht mehr sinnvoll aufgezählt werden. Jahreszahlen, Jahreszeiten, Monate und auch Uhrzeiten werden in den Anfangsstadien der Erkrankung häufig vertauscht.

Charakterliche Veränderungen

Mit einer Demenz-Erkrankung kann sich auch die Persönlichkeit oder Verhaltensweisen des Betroffenen verändern. Starke Stimmungsschwankungen, plötzliches Misstrauen oder Traurigkeit können Anzeichen sein.

Wer hilft bei einer Demenz-Erkrankung?

Es kann sehr herausfordernd sein, eine Person zu pflegen, die an Demenz erkrankt ist. Die Betreuung kann sowohl körperlich als auch emotional belasten. Darum ist es wichtig, zu wissen: Sie sind nicht allein!

Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote und Dienstleister, die ihnen den Alltag erleichtern:

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Soziale Dienste bieten häufig Schulungen, Seminare und Beratungen an. Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen ist meist sehr hilfreich. Wenden Sie sich dazu telefonisch an den Ortsverband oder erkundigen Sie sich auf deren Website.

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Essen auf Rädern: Manchmal reicht die Kraft nicht mehr aus, um sich Tag für Tag selbst zu versorgen. Mit dem Service Essen auf Rädern geben Sie das Kochen in professionelle Hände. Die Entscheidung, was Sie essen möchten, bleibt weiterhin bei Ihnen. Darüber hinaus schafft der regelmäßige Besuch der Menükuriere eine feste Routine im Alltag der Betroffenen. In unserer Anbietersuche finden Sie einen Mahlzeiten-Dienst in Ihrer Nähe.

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Pflegegrad beantragen: Bei gesicherter Diagnose wenden Sie sich an Ihre zuständige Pflegekasse. Die erreichen Sie über Ihre Krankenkasse. Sie haben Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung bei der Pflege. Die Höhe der Entlastung wird an der Pflegestufe bemessen.

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Betreuungsgruppen oder Tageseinrichtungen: Gesellschaftsspiele spielen, zusammen singen, tanzen oder handarbeiten – in speziellen Gruppen können die kognitiven Fähigkeiten gezielt trainiert werden. Gleichzeitig kann bei einer Tasse Kaffee auch ein kleines Pläuschchen gehalten werden. So können Sie Angehörige neben der Pflege Zeitfenster für Freunde und Freizeit schaffen.

Wie ein glückliches Leben mit einer Demenz-Erkrankung aussehen kann

Seinen Alltag nach der Diagnose neu zu gestalten, kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Sowohl für Betroffene und Angehörige. Eine schöne Abwechslung bieten Gesellschaftsspiele oder Gedächtnisaufgaben und auch die Beschäftigung mit alltäglichen Aufgaben. Wichtig dabei ist es, den Betroffenen mit den Aufgaben nicht zu überfordern. Beim Umgang mit Demenz können folgende Tipps beachtet werden:

1) Die Beschäftigungen sollten an das Stadium der Demenz angepasst sein.

2) Spaß steht im Vordergrund: Die Beschäftigung sollte ohne Leistungsdruck oder konkretes Ergebnis gestaltet sein.

3) Lassen Sie sich Zeit! Versuchen Sie die betroffene Person zu nichts zu zwingen.

Sowohl die Angehörigen als auch die betroffene Person müssen sich auf die neue Situation einstellen. Das geht nicht von heute auf morgen. Versuchen Sie positiv und einfühlsam zu sein und vermeiden Sie Vorwürfe.

Was kann ich mit einer demenz-erkrankten Person unternehmen?

Tipps für Aktivitäten

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Spaziergänge

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Brett- und Kartenspiele

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Erinnerungspflege, z.B. in Form von Fotoalben

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Basteln, Malen oder handwerkliche Aufgaben

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Gemeinsames Kochen oder Backen

  • orange Linien, die sich zu einem Teller zusammensetzen

    Gartenarbeit oder Pflege von Haustieren

Achten Sie darauf, dass keine spitzen Gegenstände ohne Aufsicht verwendet werden. Auch der heiße Ofen kann eine Gefahrenstelle darstellen.

Wie kann ich eine Demenz erkrankte Person unterstützen?

Demente Personen sind häufiger unruhig oder nervös. Das liegt oft daran, dass Routinen und Strukturen im Alltag nicht mehr so einfach greifbar sind.

Mit der Zeit wird vergessen, wie der Tagesablauf früher einmal gestaltet haben. Sie können den Betroffenen dabei unterstützen, indem sie ihm alltägliche Aufgaben abnehmen. Gehen Sie gemeinsam einkaufen oder spazieren.

Auch Mahlzeitendienste können dabei helfen, die Strukturen des Alltags aufrecht zu erhalten. Unter unserer Mahlzeiten-Dienst-Suche finden Sie Unterstützung in Ihrer Nähe.

Gebratenes Lachsfilet mit Kräutertopping und krossen Kartoffelspalten

Was tun, wenn die demente Person Hilfe ablehnt?

Wenn die demente Person Hilfe ablehnt, versuchen Sie zu verstehen, warum. Oft steckt Angst dahinter. Soll vielleicht keine fremde Person ins Haus kommen oder stecken finanzielle Sorgen dahinter? Je besser Sie sich mit den Ängsten auseinandersetzen, desto besser können Sie einen Kompromiss finden. Lesen Sie  hier, wie ein Gespräch gelingen kann.

Was muss ich rechtlich bei einer Demenz-Erkrankung beachten?

Mit der Diagnose Demenz rücken rechtliche Fragen immer mehr in den Vordergrund. Am besten entscheidet der Erkrankte schon frühzeitig selbst, wer ihn in Zukunft unterstützen soll. So kann der Betroffene selbst entscheiden, wer ihn in Zukunft unterstützt.

Patientenverfügung

In Deutschland kann jeder Mensch selbst entscheiden, ob und wie er medizinisch behandelt wird. Dadurch kann der Betroffene im Voraus festlegen, welche medizinischen Behandlungen er wünscht oder ablehnt. Diese gelten dann, wenn der Betroffene sich nicht selbst dazu äußern kann.

Vollsorgevollmacht

Auch über die Erkrankung hinaus werden Betroffene Ihre Bankkonten, Versicherungen oder auch Mietverträge behalten. Damit jemand anderes diese verwalten kann, bedarf es einer sogenannten Vorsorgevollmacht. Die Vorsorgevollmacht ermächtigt eine oder auch mehrere Personen im Namen des Erkrankten als sein rechtlicher Vertreter zu handeln.

Betreuungsverfügung

Personen, die krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage sind eigene Entscheidung zu treffen, bekommen vom Gericht eine Betreuung zur Seite gestellt. In der Betreuungsverfügung kann man festhalten, wen man sich als Betreuer wünscht, wenn es einmal so weit ist.

Artikel vom 26.03.2024